Samuel in Kanada
Im Oktober sind wir (2 Ehepaare und 1 Freund) von Zürich mit der Edelweiss Air direkt nach Vancouver geflogen und haben eine Nacht dort übernachtet. Dies muss man, um einen RV (oder Wohnmobil, wie wir es nennen) anzumieten. In Abbotsford (ca. 1 h von Vancouver entfernt) haben wir dann unsere RVs abgeholt und unsere Reise ging los! Wir sind direkt losgefahren und haben in Salmon Arm Verwandte besucht. Weil wir nicht so viel Zeit hatten (wir waren ja schliesslich nur 3 Wochen da 😉), sind wir nicht über Kelowna gefahren, wo man noch einen wundervollen Stopp hätte einbauen können. Salmon Arm selbst war nicht sonderlich speziell, aber die Gastfreundschaft, die wir bei den Verwandten erleben durften, zeigte mir, wie viel wir Schweizer in dieser Hinsicht noch von den Kanadiern lernen können…
Nach zwei Übernachtungen sind wir dann weiter Richtung Lake Louise gefahren und haben in Golden gehalten. Dort sind wir zu der Golden Sky Bridge und haben die «Canyon Swing» bezwungen. Das ist eine Art überdimensionale Schaukel, in welcher man ca. 23 Meter tief in die Schlucht fällt. Das war definitiv einen Stopp wert! In Lake Louise angekommen, haben wir auf dem Camping direkt am Fusse des Berges eingecheckt und bei einem Feuer (dort durfte man) den Abend genossen. Da man am Lake Louise selbst nicht wirklich parken kann, wenn man nicht schon vor Sonnenaufgang dort sein will, sind wir hochgewandert. Dies war eine geniale Entscheidung, denn der legendäre Lake-Louise-View war somit verdient und von Genugtuung erfüllt. Nach Fotos und Staunen sind wir von Lake Louise noch zum Moraine Lake. Dieser hat mir fast besser gefallen, weil nicht so viele Touristen dort waren und kein grosses Hotel die Sicht versperrt…
Nach Lake Louise ging unsere Reise weiter nach Calgary (etwas ausserhalb), wo wir Freunde besucht haben. Diesen Abstecher würde ich bei nur 3 Wochen Reisezeit nicht empfehlen, wenn man dort keine Freunde besucht. Für uns war es jedoch ein genialer Abstecher, und wir haben auf dem Rückweg noch bei Banff angehalten, um Einkäufe zu tätigen. Es hat mich etwas an St. Moritz erinnert und war klein, aber fein (für kanadische Verhältnisse wenigstens…).
Das nächste grosse Ziel war Jasper. Leider war in und um Jasper sehr viel der Natur abgebrannt. Hier gilt es vielleicht kurz einzuwerfen: Alle Fahrten waren die schönsten Autostunden, die ich je verbracht hatte. Die Natur ist wahrlich etwas vom Beeindruckendsten in British Columbia. Alles ist voll Nadelwald und Berge. (Der Indian Summer ist etwas schwerer zu finden, weil alles Nadelbäume sind. Hierfür müsste man eher auf der Ostseite Kanadas reisen.)
Trotz den vielen Waldbränden war die Fahrt nach Jasper sehr spannend, da wir viele Rehe, Hirsche, Elche und dergleichen angetroffen haben. Moose haben wir leider keine gesehen.
Leider ist auch die Stadt Jasper sehr von den Waldbränden getroffen worden. Doch wir spürten den Charme der kleinen Stadt trotzdem und haben es geniessen können.
Von Jasper sind wir zum Columbia Icefield weitergefahren. Das ist eine der schönsten Autofahrtstrecken der Welt. Es fühlt sich an, als wären die Alpen nur «Kinder» im Vergleich zu den (gefühlt never ending) Rocky Mountains. Das Beste an dieser Strecke ist, dass man kein Internet und Mobilfunk hat. So muss man sich zwar etwas vorbereiten, aber man ist gewissermassen gezwungen, handyfrei zu geniessen und der Natur den gebührenden Respekt zu erweisen.
Auch wenn dies der perfekte Ort gewesen wäre, um Bären aus der Ferne zu sichten, haben wir auf unserer ganzen Reise keinen einzigen Bären gesehen (leider oder zum Glück, wie man es nimmt). Auf dem Columbia Icefield steht ein Hotel und ein grosser Parkplatz. Man kann den Gletscher mit einem Spezialauto per Tour befahren und begehen. Das haben wir jedoch nicht gemacht und einfach die Ruhe der Berge genossen. Es war praktisch windstill, und man hat wirklich nur die Ruhe selbst hören können.
Unser letzter Halt vor Vancouver City war Whistler – die Stadt der Winterolympiade 2010. Whistler hat sich sehr nach Davos angefühlt, und hätte es schon Schnee gehabt, wären wir bestimmt Skifahren gegangen! Zum Abschluss unserer Reise sind wir noch knapp 5 Tage in Vancouver City gewesen. Dort waren wir im Parker Rooftop Hotel, welches für unser Budget gut gepasst hat. Vancouver ist eine riesige Stadt, die sehr viel zu bieten hat. Leider sind die Armut und das Drogenproblem auf den Strassen ziemlich gross und es gibt kein Drumherum. Nichtsdestotrotz sind die Bewohner stets positiv, und wir konnten uns ohne Angst frei bewegen (die Hastings Street haben wir gemieden). Was ich besonders toll und spannend fand, ist, dass so viele Asiaten in Vancouver leben, dass die Einwohner die Stadt spasseshalber «Hong-Couver» nennen. Es war eine spannende Erfahrung, in einem chinesischen Superstore eine Flasche «Evian» Wasser zu kaufen und zu hoffen, dass ich beim «Self Check-out»-Automaten das Richtige drücke, denn Chinesisch kann ich nicht lesen…
Alles in allem war es eine sehr schöne Reise, und ich durfte viele Erfahrungen und Learnings mitnehmen. Falls sich nun jemand von den Lesenden auch überlegt, eine Rundreise mit dem RV durch British Columbia zu machen, würde ich gerne noch Folgendes empfehlen:
- Es lohnt sich, an schönen Orten (vor allem in den National Parks) genug Zeit einzuplanen und vielleicht mehr als 2–3 Nächte dort zu bleiben und dafür vielleicht einen Halt weniger zu machen.
- Auch wenn viele sagen, dass wir ja in der Schweiz auch Berge haben, muss ich sagen, dass die Alpen nichts sind im Vergleich zu den Rocky Mountains. Das Gefühl, nach 4 Stunden Fahren bei jedem Berg wieder einen völlig anderen, noch schöneren Berg zu sehen, gibt es bei unseren Alpen leider so nicht.
- Die Natur ist definitiv die Stärke Kanadas. Ich würde also weniger Fokus auf die Städte und mehr auf die Natur legen.
- Ein Tipp für die Sparfüchse: Bei der Kasse nach der «Loyalty Card» zu fragen, lohnt sich. So kann man 10–20 % auf den Einkauf sparen.
- Es hat sich gelohnt, noch vor der Reise ein Konto bei einer Onlinebank (wie z. B. Revolut) einzurichten, welche das Zahlen in CAD per Smartphone ohne Gebühren erlaubt, denn an vielen Orten (vor allem Kaffees und Restaurants) war Kartenzahlung präferiert oder sogar Pflicht.
- Natürlich kann ich nicht alles in diesen Blog schreiben, was ich erlebt habe, aber ich hoffe, ich habe die Reiselust nach Kanada BC wecken können!
Bilder von: Alissa Reiss und Micha Sager